Warum Fußball?


Fußball leert den Kopf, für neunzig Minuten gibt es kein Grübeln und keine Gedanken, die über das Spiel hinausgehen. Neben der Leere im Kopf ist nur noch für ganz einfache Fragen Platz: Wird die Flanke präzise genug sein? Wird der Kopfball im Tor landen? Wird der Vorsprung halten? Und schon gerät man in einen wunderbaren Zustand von gleichzeitiger Gelöstheit und totaler Anspannung. Und je mehr man sich dem Spiel ausliefert, um so weiter wird man aus der Welt hinausgetragen.

Die verschiedenen Techniken der Ballbehandlung mit dem Fuß erfordern ein feines Körpergefühl und sind selbst für Begabte nur in langjähriger Übung zu erlernen. Daher liegen im Fußball geniale Kunst und hilflose Stümperei so dicht beieinander. Ein Fußballspieler muss sich in den Ball hineinversetzen und sich seiner Bewegung anschmiegen, das widerspenstige Objekt unter Aufbietung aller körperlichen Geschicklichkeit bändigen. Erkennt ein Spieler den Ball nicht als Partner an, der viel Gefühl verlangt, so verweigert er sich im spröden Zurückprallen. Filigranen Technikern gelingt es, den Ball mit der sanft mitschwingenden Oberseite des Fußes aufzufangen, sie können den Ball annehmen und führen, als ob sie Magneten an den Füßen haben.

Französische Forscher haben nach Auswertung der Daten einer NASA-Mission die These aufgestellt, dass der Kosmos die Form eines Fußballs hat. Diese These beruht auf der Auswertung der kosmischen Hintergrundstrahlung. Diese ist ein Echo des Urknalls und liefert Hinweise auf die Struktur und Gestalt des Weltraums. Unser Kosmos ist ein endliches Universum in Form eines einfachen geometrischen Modells. Unser Weltall kann wie ein Fußball dargestellt werden, der aus zwölf gewölbten Fünfecken besteht, die sich zu einer Kugel zusammensetzen.

Erfunden haben das Spiel übrigens die Chinesen. Die Wurzeln des europäischen Fußballs liegen in Nordfrankreich und England. Bis zur Festlegung der Spielregeln im späten 19. Jahrhundert glichen Fußballspiele eher Massenschlägereien zwischen rivalisierenden Dörfern. Nicht umsonst sind die frühesten Belege von Fußballspielen aus dem 12. Jahrhundert Gerichtsakten. Nur Totschlag war verboten, um an den Ball zu gelangen.

Fußball war immer schon eine gefährliche Angelegenheit. Der Philosoph Norbert Bolz (bekennender Fan vom 1.FC Kaiserslautern) sagte dazu: „Da rotten sich Kräfte zusammen, die wir mühsam mit jahrhundertelanger Aufklärung und zivilisatorischen Tabus eingedämmt haben.“

Übrigens sagte der englische Dichter Oscar Wilde über den Fußball: „Fußball mag ein durchaus passendes Spiel für harte Mädels sein, als Spiel für feinsinnige Knaben ist es wohl kaum geeignet.“